Die vielfache Wirkung der Mistel bei Krebs

Die Mistel ist eine faszinierende Pflanze. Sie floriert ohne Wurzeln und lässt sich von ihrem Wirtsbaum ernähren. Mistelpräparate wirken bei Krebstherapien unterstützend und verbessern das Überleben, die Lebensqualität und den Lebenswillen signifikant.

Die wohltuenden Wirkungen von Heilpflanzen wie Kamille, Salbei und Baldrian sind allgemein bekannt. Bei kleineren Beschwerden leisten sie wertvolle Unterstützung und verhelfen uns wieder zu Wohlbefinden. Auch die heilenden Kräfte der Mistel kennen die Menschen seit Jahrtausenden. Weniger bekannt ist die Bedeutung der Mistel für die Behandlung von Krebs. Misteln sind ganz besondere Pflanzen: Sie gedeihen in den Kronen der Bäume – zwischen Himmel und Erde – und leben von den Substanzen und Kräften der Bäume. Misteln haben keine Wurzeln, wachsen sehr langsam und blühen bereits im Winter. Dabei trotzen sie der Kälte und Dunkelheit, und ihr Blattwerk ist stets lichtgrün.

Phänomen und Heilpflanze. Die Mistel beeindruckt durch ihre Formensprache. © Jürg Buess

Die sanfte Kraft, die wirkt

Extrakte aus Misteln unterschiedlicher Wirtsbäume werden in der Krebstherapie eingesetzt, seit die Ärztin Dr. Ita Wegman 1917 in Zürich die ersten Versuche gemacht hat – und dabei erstaunliche Therapieverläufe beobachten konnte. Seit nunmehr hundert Jahren wird die Mistel wie auch die Wirkung ihrer Substanzen in der Krebstherapie eingehend erforscht und die pharmazeutische Herstellung von Mistelpräparaten ständig weiterentwickelt; die Präparate werden inzwischen weltweit bei vielen Patienten erfolgreich eingesetzt.

Das Geheimnis liegt im Gesamtextrakt

Mistelpräparate können Patienten in der Therapie der Tumorerkrankung auf vielfache Weise helfen. Die Mistel hat eine Vielzahl aktiver Substanzen mit potenziell antitumoraler Wirksamkeit. Interessant ist jedoch, dass sich nur Gesamtextrakte in der Praxis wirklich bewährt haben. Alle Versuche, Reinsubstanzen aus der Mistel in die Krebstherapie einzuführen, sind gescheitert. 

Zusammen stärker

Viele klinische Studien zeigen, dass sich bei Patienten, die zusätzlich
zur schulmedizinischen Behandlung eine Misteltherapie erhielten, die Überlebenszeit im Vergleich zu Patienten ohne Misteltherapie deutlich verlängern liess.

Begleitende Therapien: Sie verstärken den Effekt der Misteltherapie und wecken positive neue Kräfte. © Jürg Buess

Die Mistel gibt neuen Mut

Eine Misteltherapie kann nicht nur das physische Befinden des Patienten verbessern, sondern ihn auch seelisch und geistig unterstützen. Selbst bei Patienten, bei denen keine klassische Standardtherapie mehr Erfolg verspricht, kann die Mistel-therapie noch dazu beitragen, die Lebensqualität deutlich zu verbessern.

Wenn die Diagnose Krebs gestellt wird, ist das für die meisten Patienten ein Schock. Viele fühlen sich im ersten Moment mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert, es ist, als würde ihnen der Boden unter den Füssen weggezogen. Zukunftsperspektiven gehen verloren, Lebensfreude und Lebensmut haben keinen Platz mehr.

Das Leben neu gestalten

Indem die Krebstherapie mit Mistelpräparaten die Lebensqualität verbessert, kommen viele Patienten in die Lage, ihr Leben neu zu greifen und zu gestalten. Unterstützt werden kann dieser Schritt mit künstlerischen Therapien oder Biographiearbeit, die Patienten zu eigenem Tun und selber Gestalten anregen und ihnen helfen, den Lebenssinn wiederzufinden.

In diesem Heft finden Sie Informationen zur Mistel als Heilpflanze, zur Entwicklung von Mistelpräparaten, zur Krebstherapie mit der Mistel und deren historischen Wurzeln sowie zum Bericht eines Arztes über seine Erfahrungen mit der Misteltherapie. Und nicht zuletzt Gedanken dazu, wie die Forschung an Naturheilmitteln noch erfolgreicher gestaltet werden kann.

PD Dr. sc. nat. Stephan Baumgartner

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